Badische Neueste Nachrichten – Ostern 2014
Grünen-Abgeordnete Sylvia Kotting-Uhl spricht über ihre Besuche in Fukushima
Eggenstein-Leopoldshafen (kab).
„Hier fasst einen der Tod an.“ Dieser beklemmende Satz ist ein Auszug aus dem Tagebuch von Sylvia Kotting-Uhl, das die Bundestagsabgeordnete während ihres Aufenthalts in Japan im Dezember des vergangenen Jahres führte. Die atompolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion im Bundestag aus dem Wahlkreis Karlsruhe war die erste deutsche Politikerin, der die Möglichkeit eingeräumt wurde, das havarierte Atomkraftwerk Fukushima zu besuchen. Zehn Tage lang hatte die Grünen-Politikerin Gelegenheit, sich vor Ort ein Bild von der aktuellen Situation zu machen und zudem mit Vertretern politischer Parteien und Nicht-Regierungsorganisationen sowie Atomkraftgegnern zusammenzutreffen.
Das besondere Reise-Tagebuch hatte Kotting-Uhl nun zu einer Veranstaltung des Kreisverbands der Grünen Karlsruhe-Land in Eggenstein-Leopoldshafen mitgebracht. Außerdem zeigte sie eindrückliche Fotografien aus dem Katastrophengebiet und vermittelte den Besuchern Einblicke in die japanische Mentalität und die politischen Verhältnisse, insbesondere im Hinblick auf die Atompolitik. „Das Thema Atomkraft wird in Japan durchaus ebenso differenziert gesehen wie bei uns – doch es gibt sehr viele kulturell bedingte Unterschiede und ein komplett anderes politisches Gefüge“, betonte Kotting-Uhl. „Die Grünen in Japan zum Beispiel haben es ungeheuer schwer, sich Gehör zu verschaffen. Es fehlt ihnen an Unterstützern, an Einfluss auf die öffentliche Meinung und an finanziellen Mitteln.“ Immer wieder sei sie von japanischen Atomkraft-Gegnern gefragt worden, wie man in Deutschland den Atomausstieg geschafft habe. „Das Interesse an diesem Thema ist groß“, so Kotting-Uhl.Ich sehe auch immer wieder, dass in Japan eine Menge kluger und weitsichtiger Menschen gegen alle Widerstände für dieses Ziel kämpft.“
Die Eindrücke in Fukushima seien umso bedrückender gewesen, als dass das Katastrophengebiet sich auf den ersten Blick nicht von anderen Großbaustellen unterscheide. „Aber es ist ein Ort, an dem drei Kernschmelzen stattfanden, ein Ort, der viele Fragen offen lässt und der Mensch und Technik an ihre Grenzen gebracht hat.“
In der Diskussion beantwortete Kotting-Uhl Fragen zur Thematik und äußerte auch ihre Einschätzung, dass Japan eine Chance habe, auf erneuerbare Energien umzusteigen: „Das Land hat eine breite Vielfalt an Ressourcen“, betonte sie. „In meinen Augen könnte Japan auf Atomkraft ebenso wie auf Kohle, Gas und Öl verzichten, die momentan als Ersatzstoffe herangezogen werden.
Quelle: Badische Neueste Nachrichten
„Atomausstieg auch in Japan möglich“
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